Der Landesverband Deutscher Sinti und Roma gedenkt am 16. Mai 2021 in Koblenz, Mainz, Trier, Ludwigshafen, Worms, Landau und Asperg mit Kranzniederlegungen der ersten familienweisen Deportationen in Rheinland-Pfalz.
Mit Beginn des 16. Mai 1940 begannen in Deutschland die ersten familienweise durchgeführten Deportationen von Sinti und Roma in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Für die Nationalsozialisten war es ein erster „Testlauf“, um das Zusammenwirken zwischen dem Reichssicherheitshauptamt, der lokalen Ortspolizei und der Reichsbahn zu erproben. Die Erkenntnisse dieses sog. Testlaufs sollten dazu dienen bei künftigen Deportationen einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Die an der Verschleppungsaktion beteiligten Behörden stellten sich die im Vorfeld die Frage, wie man möglichst viele Menschen festnehmen, transportieren und überwachen kann, ohne dass die Betroffenen Widerstand leisten? Auch wollte man in Erfahrung bringen, wie die heimische Bevölkerung auf das öffentliche Fortschaffen ihrer Nachbarn reagiert? Insgesamt wurden bei dieser Aktion 2.800 Sinti und Roma deportiert. In Rheinland-Pfalz wurden die Sinti- und Roma-Familien aus Mainz, Landau, Ingelheim, Worms, Ludwigshafen und der übrigen Pfalz zunächst in das Sammellager Hohenasperg bei Ludwigsburg verbracht. Die Familien aus den Regionen Koblenz und Trier brachte man in ein Sammellager auf dem Kölner Messe-Gelände. Dort wurden alle Familienmitglieder nochmals untersucht, um sicherzustellen, dass diese tatsächlich der Sinti und Roma-Minderheit angehören. Ihre Ausweispapiere mussten sie abgeben und stattdessen erhielten dafür einen sog. „Zigeunerausweis“.
Wenige Tage später mussten sie in die Züge der Reichsbahn steigen und wurden in die Ghettos und Konzentrationslager in das von den Nationalsozialisten besetzte Polen verbracht. Folter und Terror der SS, Appelle, schwerste Zwangsarbeit bei völlig unzureichender Ernährung und katastrophale hygienische Bedingungen bestimmten fortan den Alltag in den Ghettos und Konzentrationslagern. Zum Ende des Krieges 1945 fielen bis zu 500.000 Sinti und Roma in Europa dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer. Der rheinland-pfälzische Landesverband der Sinti und Roma legt in Erinnerung an die sog. Mai-Deportationen, gemeinsam mit NS-Überlebenden und offiziellen Vertretern der Städte, an den verschiedenen lokalen Gedenkorten in Asperg, Koblenz, Landau, Ludwigshafen, Mainz, Trier und Worms am 16. Mai 2021 Blumen und Kränze nieder. Bedauerlicherweise wird dieser Akt wegen der aktuellen Pandemiebestimmungen mit ganz wenigen Personen durchgeführt.
Der Verband Deutscher Sinti und Roma Rheinland-Pfalz regt unter Berücksichtigung der Pandemieverordnungen interessierte Bürger:innen an, diesen Gedenktag mit einem kurzen Sonntags-Spaziergang an die entsprechenden Gedenkorte zu begehen.
GEDENKORTE
Gedenkstein am Peter-Altmeier-Ufer in der Höhe der Kastorstraße in Koblenz
Gedenktafel am Frank-Loebschen-Haus in der Kaufhausgasse 9 in Landau
Gedenkstele am Rathausplatz (Seite zum Ludwigsplatz) in Ludwigshafen
Gedenkstele in der Altenauer Gasse 7-9 in Mainz
Mahnmal für die Opfer des Faschismus am Lutherplatz (Adenauerring) in Worms
Gedenkort am Bischof-Stein-Platz in Trier
Gedenktafel am Bahnhof Asperg in der Alleenstrasse 1 in 71679 Asperg (BadenWürttemberg, Nähe Ludwigsburg